Der Untergang der Telesalt
Die Telesaltmission

Irdische Raumfahrer, auf der Suche nach erdähnlichen Planeten, stoßen auf Spuren einer früheren Raumexpedition und auf Einheimische, die auf einer niedrigen Entwicklungsstufe stehen.

Nach abenteuerlichen Ereignissen ergeben sich Schritt für Schritt Vermutungen, die in Sicht auf Zukunftsvisionen der Menschheit nachdenklich stimmen und sich auf überraschende Weise bestätigen.

Wieder stellt Kröger dabei interessante, bedenkenswerte Bezüge zu irdischen Entwicklungen her.

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Geschrieben 1986, erschienen kurz vor dem Zusammenbruch der DDR 1989.

Eine Expedition entdeckt auf einem fernen Planeten eine in einer Art Urgesellschaft vegetierende Zivilisation.

Statt blühende Nachkommensgenerationen zu zeugen, ist Unfruchtbarkeit verbreitet, statt Schöpfertum greifen Interessenlosigkeit und Unmut um sich, statt Prosperität Stagnation.

Verwiesen wird darauf, dass eine Gesellschaft, die dem einzelnen nichts Ausreichendes mehr bietet, von diesem kein Interesse, kein Motiv erwarten kann, dieser Gesellschaft zu opfern.

Hier wird, in der bekannten, spannenden Erzählweise wie in seinen früheren Büchern deutlich, dass Kröger, wenngleich er weit in die Zukunft zielt, auch die Gegenwart meint.

"Der Untergang der Telesalt", geschrieben 1986, erschienen 1989, sagt in einer parabelhaften Handlung den Untergang des "real existierenden Sozialismus" voraus.

Vorsicht! Lesen Sie bitte nicht weiter, wenn Sie "Der Untergang der Telesalt" | "Die Telesaltmission" noch nicht kennen!

Vielen Dank an Wolfgang Kucher für diese Rezension aus seinem wundervollen Blog.

Vom Niedergang einer Zivilisation

Rezension von Wolfgang Kucher zu „Die Telesalt-Mission“ von Alexander Kröger

vom 19. Januar 2019 - bezieht sich auf die aktuelle Neuedition inder "Alexander Kröger Werkausgabe" AKW 16

„Im Grunde zwingt die Menschen niemand so zu sein wie sie sind.“ (S.160)

Zum Inhalt:
Sam Martin ist einer der Raumfahrer, die vor kurzem von einer Expedition zur Erde zurückkamen. Von einer Mission, die alle Teilnehmer mehr als nur physisch mitgenommen hat. Als er vom Universum-Verlag gebeten wird seine Erlebnisse zusammen mit seinen Kollegen in einer Publikation der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sieht er sich der Aufgabe gegenüber die Erlebnisse erneut zu überdenken, zu sortieren und teilweise zu werten.

Die Beweg- und Hintergründe der Mission, die Charaktere seiner Kollegen finden so im ersten Teil der Erzählung ihren Niederschlag. Eine Art Sozialbild, wie Kröger es in seinen Texten nicht selten zeichnet, wird vor dem Leser ausgebreitet, der so eintauchen kann in die Denkweise und das Lebensumfeld dieser Zukunft. Die erste Euphorie der Mannschaft, als sie einen vor Leben strotzenden Planeten ausmachen ist unschwer vorstellbar, zumal die Suche nach habitablen Orten im All jener nach der Nadel im Heuhafen gleicht.

Man entschließt sich, den Himmelkörper genauer in Augenschein zu nehmen. Schnell stellt sich heraus, dass die unzähmbare Lebenskraft der tropischen Vegetation und die durchaus nicht ungefährliche Fauna den Entdeckern schier Unmenschliches abverlangt. Jedes Quäntchen Erkenntnis will mit viel Schweiß und Ausdauer dem Urwald abgerungen werden. Beinahe wie eine Bombe schlägt die Entdeckung einer massiven Ansammlung von Metall unter dem wuchernden Pflanzenteppich ein, stellt dieser sich doch als ein Raumschiff der Erde dar, als eine hier vor Jahrhunderten gestrandete Expedition…

Martin und seinen Begleitern gelingt es mit Hilfe der in der Telesalt – so der Name des entdeckten Raumers – gefundenen Aufzeichnungen das Schicksal der Expeditionsteilnehmer zu rekonstruieren. Der Kontakt zu den Nachfahren jener Menschen, macht die Erkenntnisse noch um ein vielfaches bedrückender, als wären es rein chronologische Geschichtseintragungen. So ist der zweite Teil des Textes der eindringlichen und sehr persönlichen Schilderung der Chronistin der Telesalt-Mission gewidmet. Der Niedergang einer ursprünglich vor Pioniergeist und Elan sprühenden zivilisatorischen Kolonie, geht den Neuankömmlingen sichtlich nahe, zeigt sie doch mit Nachdruck auf, welch dünnes Eis die Kultur und Zivilisation doch darstellen.

Fazit:

Alexander Kröger macht in seiner Erzählung zur Telesaltmission den Versuch einer Schilderung, welcher potentiellen Sozialentropie sich eine menschliche Kolonie auf einem fernen Planeten stellen muss – und wie eine Scheitern aussehen könnte. Der Aufbau der Geschichte, wenn man so will die Erzählmechanik, gelangt in diesem Roman, verglichen mit den anderen der Serie, zu einer sehr hohen Meisterschaft. Das klare Bekenntnis Krögers zur Wertigkeit von Bildung und deren Einfluss auf die Entwicklung resp. den Niedergang einer Gesellschaft tritt in diesem Text erneut eklatant in der Vordergrund.

Aus meiner Sicht stellt „Die Telesaltmission“ eine der besten Erzählungen Kröger dar, ob nun inhaltlich oder auch erzähltechnisch.

Anmerkung des Webmasters: Vielen Dank an Wolfgang Kucher für seine Rezensionen. Dieser Roman "Der Untergang der Telesalt" war das letzte Buch, welches Alexander Kröger in der untergehenden DDR veröffentlichte (1989)